Ich gebe es zu, ich bin Ikea-Fan.
Vom Image des Anbieters klappriger und schwer montierbarer Fichtenholzmöbel für ambitionierte Ökos in Norwegerpullis, haben sich die Schweden in den letzten Jahrzehnten zum führenden Anbieter für optisch ansprechende Mölbel mit einem gleichzeitig sehr guten Preis-Leistungsverhältnis entwickelt.
Ich arbeite selbst seit über 15 Jahren in der Möbelbranche und finde es immer wieder beeindruckend, wie Ikea es schafft, sich derartig vom Wettbewerb abzusetzen mit sehr durchdachten Möbeln und cleverem Marketing. Im Gegensatz zu anderen Discountern wie Poco, Roller & Co., bekommt ihr hier modernes, skandinavisches Design und Möbel, die teilweise kaum von teureren Anbietern zu unterscheiden sind.
Einer der größten Vorteile liegt auch darin, dass sich die meisten Möbel über Jahre hinweg erweitern oder einzelne Teile ersetzen lassen, wenn z.B. die Farbe der Türen nicht mehr gefällt. Sehr gut kann man sich auch von den vorgegebenen Raumideen inspirieren lassen und direkt zu Hause oder in der Fewo nachbauen.
Dem Ruf des Möbelhauses, dass „immer eine Schraube fehlt“ kann wohl jeder wiedersprechen, der schon mehrere Möbel von IKEA aufgebaut hat. Ich bin immer wieder begeistert, wie durchdacht alles ist. Meine letzten Seitensprünge, bei denen ich z.B. ein Sideboard bei einem anderen (namhaften) Anbieter im gleichen Preissegment bestellt habe, habe ich schnell bereut: Schrauben zu lang, miserable Anleitung, kein Service usw.
Dies muss natürlich nicht immer der Fall sein, aber am Ende hat es mich umso mehr davon überzeugt, mich bei bestimmten Möbeln auf Ikea zu konzentrieren, da man einfach „weiß, was man bekommt“. Ein gewisses Qualitätsniveau, idiotensichere Montageanleitungen, im Zweifel sehr einfache Reklamationsabwicklung usw.
Genug der Lobeshymnen. So gut die Möbel von den Schweden sich auch für schicke Einrichtungen mit gutem Preis-Leistungsverhältnis eignen, sollte dies keinesfalls für die Gäste direkt ersichtlich sein. Eine komplett mit Ikea eingerichtete Ferienwohnung wirkt auf viele eher nach „günstig“ eingerichtet – selbst wenn dem nicht so ist.
Schließlich gibt es auch bei Ikea mittel- bis höherpreisige Produkte. Dennoch hat dies immer einen gewissen Beigeschmack und wird sich nicht dauerhaft als „hochwertig“ vermarkten lassen. Sobald die Übernachtungspreise etwas höher werden (und das wollen wir ja erreichen), erwarten die Gäste einfach etwas mehr und auch ein bisschen etwas Besonderes. Es kann zum Beispiel hilfreich sein, wenn man nicht direkt bei allen Möbeln erkennt, wo sie herkommen. Am Ende macht es der Mix.
Die Kunst ist es also, gezielt sehr brauchbare Ikea-Möbel als Basis einzusetzen, ohne dass man es direkt sieht. Zum Glück sind viele Produkte minimalistisch und neutral gestaltet, so dass man sie mit einzelnen Highlights (nicht von Ikea) aufwerten kann. Daher würde ich mich bei Ikea auf die neutralen Basics konzentrieren, die Ikea- Designhighlights entwickeln sich schnell zu Beststellern, die dann nach kurzer Zeit jeder erkennt.
Ein gutes Beispiel dafür ist der beliebte Strandmon-Sessel, welchen ich zu Hause über alle Maßen schätze. In diesem Preissegment gibt es wohl kaum einen derartig bequemen Sessel. In Ferienwohnungen wäre ich allerdings damit vorsichtig, da trotz seiner gefälligen Optik schnell die Herkunft erkannt wird.
Ich würde den Sessel nicht komplett für eine Ferienwohnung ausschließen, wir haben ihn zum Beispiel in einer Maisonette im Harz stehen, die insgesamt eher im modernen Landhaus-Chic eingerichtet und mit gutem Preis-Leistungsverhältnis eher auf Familien ausgerichtet ist. Dort passt er sehr gut gut ins Konzept.
Letztendlich wirst du dir mit dem Einsatz eines solchen Möbels nicht das Business kaputt machen, auch hier kommt es letztendlich auf den Mix und die Zielgruppe an. Vermarktest du deine Unterkunft jedoch als „Luxury“ und siedelst dich preislich deutlich über anderen Angeboten an, würde ich nicht so offensichtlich von Ikea stammende Möbel einsetzen. Ikea steht einfach nicht für Luxus, und wer Luxus bucht, erwartet auch Luxus. Bequemlichkeit hin oder her, am Ende bewertet der Gast das Preis- Leistungsverhältnis und sieht nur noch z.B. „150 EUR pro Nacht und dann Ikea-Möbel“.
Ich bin auch oft verwundert über Inserate, die als Luxus oder Design vermarktet werden, und dann offensichtliche Discounter-Möbel beinhalten, wenn auch moderne. Das ist dann „modern“ aber nicht Luxus.
Achte einfach darauf, welche Erwartungen du weckst und welche Zielgruppe du ansprechen willst. Ich persönlich versuche einfach besondere, individuelle und mit Liebe eingerichtete Wohnungen zu einem gutes Preis-Leistungsverhältnis anzubieten, die im Gedächtnis bleiben. Das muss nicht zwangsläufig Luxus sein.
Bedenke: Verkaufst du Luxus, musst du dies auch konsequent bei der ganzen Einrichtung durchziehen. Wenn dann im Schrank günstige, leichte Töpfe und Pfannen ohne bekanntes Logo stehen, kann auch das schnell einen gewissen Beigeschmack haben. Die meisten Menschen wollen gar keinen Luxus, sondern einfach eine ansprechende, saubere Wohnung mit dem gewissen Etwas.
Schaut auch immer bei ebay Kleinanzeigen, dort gibt es massenweise gut erhaltene Schwedenmöbel zu guten Preisen, und ihr spart euch den Aufbau und die Müllentsorgung der Verpackung 😉
Welche Einrichtungsserien ich zum Beispiel immer wieder von Ikea verwende und als Basis empfehle sind die folgenden:
PAX-Kleiderschränke: Unglaublich flexibel, gute Qualität, lassen sich jederzeit verändern und sind absolut neutral. Du kannst sie mit Türen in modernem Grün oder mit edlen weißen Türen im Landhausstil mit schwarzen Griffen ausstatten.
Besta-Serie: Zum Beispiel als TV-Board oder Sideboard. Sehr neutral, lasst sich ebenfalls mit Türen oder Abdeckplatten individualisieren. Diese bekommt ihr direkt bei Ikea, oder wenn ihr es besonders individuell wollt, im Baumart als Zuschnitt.
Knoxhult: Die Einsteigerküche im netten Design und unglaublich gutem Preis-Leistungsverhältnis.
Mit begrenztem Budget oder Platz könnt ihr auch das Kochfeld weglassen und mobile Induktionsplatten kaufen. Habe ich in meiner ersten Wohnung seit 5 Jahren und bis heute nichts negatives gehört. Im Gegenteil sind Induktionsplatten Ceranfeldern deutlich überlegen, ich möchte meine zu Hause nicht mehr missen. Auch einen Ofen und Kühlschrank könnt ihr bei Platzmangel aus der Küchenzeile herauslassen und separat daneben platzieren.
VIDGA-Gardinensystem: wahrscheinlich eines der besten und flexibelsten Produkte von Ikea. Einmal verstanden ist es relativ simpel zu montieren. Im Gardinensortiment wird jeder fündig, es gibt Angebott von 10-100 EUR.
LINDBYN Wandspiegel: hier erkennt das Ikea-geschulte Auge zwar schon eher die Herkunft, dennoch sehen sie unglaublich stylisch aus und sind im Vergleich zu anderen Anbietern bezahlbar.
Hallbar Abfalleimer: gut für Mülltrennung, passen gut in Küchenschränke.
Tross Deckenlampe: Die Budgetversion, aber für den Preis super. Neutral, minimalistisch, gute Qualität.
NYMANE Deckenspot: Die Alternative, wenn keine Deckenspots in der Wohnung verbaut sind. Ebenfalls neutral und wirkt hochwertig.
Lampen / Leuchten: hier gibt es immer wieder schöne, individuell designte Lampen, die nicht direkt nach Ikea aussehen. Vermeidet aber die Klassiker wie z.B. Magnarp – abgesehen von der überholten Optik sieht diese schon sehr nach Ikea aus.
Am Ende bleibt zu sagen, dass ich ohne IKEA bei der Einrichtung meiner Fewos echt aufgeschmissen wäre. Man kann immer wieder auf bewährte Systeme setzen, wie z.B. für Gardinen die VIDGA-Serie, und weiß genau, was man bekommt und wie es funktioniert. Dies spart viel Recherche, Fahrerei, Testen, umtauschen usw.
Daher: mach so viel wie möglich mit IKEA, aber nicht so viel, dass man es gleich sieht 🙂